Alec Smith
MEIN KOMMENTAR (Ein paar andersfarbige
Sinneseindrücke zu einer ziemlich roten Platte)
 
 

Der Lektor fühlte sich zu dieser Weihe nicht berufen (das fiel ihm früh ein), also wird die erste Rohfassung meines Versuchs, ein qualifiziertes Statement zu Svens (mittlerweile nicht mehr so ganz) neuer Platte "Trinity" (SVEN³) abzugeben, wohl auch die endgültige sein.

Einige Formulierungen kommen sicherlich etwas unverblümt, aber das Musikgeschäft ist halt hart und kennt keine Gnade. Andereseits könnte es unter Umständen sogar mit Recht als anmaßend oder auch selbstherrlich angesehen werden, die harte Arbeit eines Künstlers "kaputt-zukritisieren", wenn man selbst sein Erstlingswerk der Welt und allen Kritikern immer noch vorenthält.... Und daher möchte ich mich von diesem Eindruck - so er denn entstehen sollte - auch deutlich und mit allem Nachdruck distanzieren.

Der Sven hat es nun also geschafft.

Seine dritte Platte ist da.

Außen: Ziemlich rot. Sicherlich das künstlerisch wertvollste Cover aller SVEN-Platten.

Innen: Ziemlich kräftig. Einzelheiten s.u..

Zehn Tracks verspricht der Einband, 60:00 Minuten Sven verspricht der CD-Player beim Einlegen der Platte.

Nun, wie erwartet sind es 11 Tracks und genau 6:37 Minuten gehen für das Verstecken des

Letzten Tracks drauf also 53:23 Minuten Spielzeit - Quantität OK.

 

Einzelbewertung:

01 INSIDE YOU 5:02

Der Opener. Sicher nicht das beste Lied vom Sven.

Bis auf die sehr markigen "harmonischen Dissonanzen" trotz der fetten Gitarren ein etwas blasses Stück Rockmusik.

Irgendwie reisst einen vor allem die Melodieführung (Leadstimme schwach) nicht vom Hocker.

Aber als Einstieg ok, weil es wird in jeder Hinsicht noch besser!

02 DROP THE PILOT 4:10

Da geht`s dann richtig zur Sache.

Richtig fett, richtig rockig, musste mich erst richtig reinhören (vor allem in die doch wenig melodischen Strophen). Leider kommt die Leadstimme (die zweifelsfrei hier auch die schwierigen Sachen meist sehr sauber singt) gegen die geballte Wucht des Orchesters oft nicht ganz an.

Am perfektesten ist die Pause nach dem Solo.

Der Schluss war sicher gut gedacht, kommt so aber nicht voll rüber (weil die Stimme etwas den Halt verliert).

Was ich mich aber immer noch frage: Was will der Sven uns mit diesem Liedchen sagen...?

03 EASYLIFE 4:22

Schön, dass auch eine etwas verträumte Nummer auf dem Album ist.

Etwas Abwechslung zu den harten Gitarren tut ganz gut.

Sehr harmonisch, nettes Arrangement.

Ein Lied, das keinem weh tut.

Mir gefällt die Rhytmusgitarre zum Schluss am besten.

04 A BETTER LIFE 6:32

Seit wann macht der Sven denn "Bluesrock"? (so würde ich das hier nennen... erinnert mich an einige Stellen aus Gilby Clarks "Pawnshop Guitars"- was allerdings wohl kaum das Vorbild gewesen sein dürfte).

Etwas zu langes Intro.

Auch so hat das Lied einige Längen. Neben einem sehr vollem Gitarrensound und dem m.E. besten Lick des Albums haut mich das Lied nicht um.

Aber noch ein bisschen weiter "Bluesrock" üben dann wird`s vielleicht was...

05 TRY TRY TRY 3:39

Ja, passender Titel.

Schönes "Glockenspiel" und ganz nette Melodie in der Strophe, aber ansonsten ein "Versuch" mit für meinen Geschmack zu verzerrten und zu spitzen Rhytmusgitarren.

06 SHINING STAR 4:29

Schönes Lied.

Nettes In- & Extro.

Man muss allerdings sehr genau hinhören, um alles mitzukriegen, u.a. wegen z.T. recht dünner Leadstimme, sehr feiner Harmonien und von Haus aus etwas geräuschiger Gitarre...(nichts für`s Autoradio glaub ich).

Der Schluss kommt etwas unvermittelt (aber ein "fade-away" ging ja wegen dem Extro nicht...).

07 DON`T DARE 3:52

Der Sven hat`s gewagt, aber Vorsicht: Bei zu häufigem Hören dieses Liedes wird man paranoid! Kein schönes Lied.

Die Drums und das Keyboardarrangement (?) in der Oberstimme sind ok, aber sie reissen das Lied auch nicht raus.

08 CLOSER TO YOU 6:00

Wohl das am "liebevollsten" arrangierte Stück.

Sehr viele schöne kleine Details.

Sogar etwas Gefühl in der Stimme kommt rüber. Bass & Drums harmonieren toll, klasse Rhythmusgitarren gegen Ende, Super-Solo!.

Trotz allen Lobes für ein tolles Lied hier kurz die Schwächen: Das nette Introarrangement zieht sich etwas penetrant durch das ganze Lied (im Solo stört`s dann ehrlich gesagt etwas).

Etwas langsam.

Nach dem Solo könnte das Lied noch weitergehen, aber es sind ja schon 6 Minuten und so abwechslungsreich isses dann auch wieder nicht, dass mehr vertretbar wären....

09 CLOSER 4:57

Sehr ansprechend, obwohl ohne Solo und überaus minmalistisch aufgebaut.

Das geniale Stimmenarrangement und der treibende groove machen hier die Stärken aus.

Zum Schluss wird der Minimalismus dem Lied dann etwas zum Verhängnis, weil nichts Neues mehr kommt und das Lied wieder anfängt, obwohl es schon fertig war.

Nette Idee eigentlich (hatten wir bei "Destiny" ja schonmal), aber dann muss m.E. noch was passieren.

10 GO THROUGH 6:00

Mal ganz was anderes, vom Liedaufbau und Klangbild und überhaupt.

Die Keyboards sind etwas geräuschig, aber das Lied ist schön gefühlvoll, ein prima slowhand-solo mit der Akustikgitarre und einem richtig guten Schluss.

Der hätte auch richtig gut den Schluss des Albums bilden können....

Aber nach über 6 1/2 Minuten Stille geht`s ja nochmal weiter.

11 PERSONAL SUNSET 3:55

Was ist das denn?

Wie macht man denn solche Töne?

Aber klingt gut - wenn auch wieder etwas "geräuschig", aber ein echter Bonustrack.

Schön, dass das Lied noch drauf ist, aber ich kann es einfach nicht zu Ende anhören!

Das war zwar ne nette Idee, zum Schluss die Tonhöhe zu verändern, aber es klingt grauenvoll!

Is so.

Gesamtsicht:

SVEN³ ist sicherlich das homogenste der 3 einschlägigen Sven-Alben.

Gegenüber dem Vorgänger SVEN² zeigt sich vor allem die Rhythmusgruppe stark verbessert.

Während die Drums bisher eher ein Schwachpunkt waren, erweist sich der "neue Drummer" als absolut solide, zuverlässig und im Einklang mit dem Rest der Band.

Selbst das Solo auf Track 10 ist angenehm dezent. Klasse!

Er harmoniert vor allem wunderbar mit dem Bass, dessen Reifeprozess man sehr eindrucksvoll mitverfolgen kann. Immer eine tragende Rolle, mit unter sogar richtig gut drückend, jedoch beim Solo auf Track 09 etwas dünn. Trotzdem überdurchschittlich.

Die Rhythmusgitarren gewohnt dominant, aber doch überwiegend angenehm. Begeisternd im Refrain von Track 02, Hammer auf Track 08, leider auf Track 05 unerträglich spitz.

Die Leadgitarren, auf die man sich ja immer besonders freut, wenn man ein Sven-Album einlegt, geizen diesmal etwas. Richtig starkes Solo auf Track 08, sehr gefühlvoll auf Track 10. Weitere ansprechende nur noch auf Tracks 02 und 06.

Schwachpunkt des Albums wie gewohnt der Gesang. Meist etwas zu leise (vor allem Track 06), mitunter ohne den rechten Pep (Tracks 01 und 04), z.T. vielleicht auch etwas überfordert (Track 02), aber an gefühlvollen Stellen durchaus akzeptabel Tracks 08, 10 und 11.

Mit Abstand stärkster Auftritt, jedoch durch geschicktes Arrangement auf Track 09!

Die zum sonstigen Schnick-schnack zählenden Sounds-Samples&Arrangements wirken (meist) sehr dezent, sehr liebevoll eingesetzt - und je mehr man versucht, unter die Musik zu hören, findet man ein ganzes Gewimmel, das die Platte abwechslungsreicher macht.

Besonders stark im Intro/Extro von TRACK 06, markant aber auch auf den Tracks 01 und 08.

Auffällig an der Platte ist der Minimalismus mit dem der Sven diese Platte zum Teil regelrecht konstruiert hat.

Track 07 kommt nahezu mit einem Lick aus (das war dann doch zu wenig) aber auch die anderen Lieder weisen diesbezüglich nur wenig mehr auf. Die Komplexität besteht meist in Zahl, Anordnung und Verschiedenheit der teilweise übereinanderliegenden Schichten (ganz auffällig zu hören auf Track 03 - eigentlich ist es auch nur eine Harmoniefolge, die aber so unterschied-lich arrangiert wird, dass es sehr abwechslungsreich klingt).

Ja und dann wären da noch die Abschlüsse ...

Irgendwie hat der Sven diesmal Probleme gehabt, vielleicht sogar vor allem die guten Lieder auch genauso gut zu beenden.

Eine krasse Häufung findet sich zum Ende der Platte (bei Track 06 und 08 geht`s noch - nur überraschend, Track 09 wirkt diesbezüglich schon etwas desorientiert, und bei Track 11 geht`s dann - wenn auch absichtlich - aber voll daneben.

Bei allen Liedern die mir gut gefallen haben (s.o.) hatte ich nur bei Track 03 und Track 10 nichts am Schluss auszusetzen.

Schade finde ich bei der tollen Platte, dass keine Texte dabei sind.

Man kann sie aufgrund der mitunter zu leisen Leadstimme nicht immer richtig verstehen, und ich glaube einfach nicht, dass der Sven 11 Liederchen allesamt mit Text geschrieben hat, nur damit es keine Instrumentalplatte wird.

Aber er möchte die verbale Aussage der Lieder ganz offensichtlich ihrer musikalischen unterordnen.

Das muss auch ich dann (wenn auch zähneknirschend) akzeptieren.

 

 

Auf jeden Fall aber ganz wichtig beim Genuss dieser Platte:

  1. Mehrmals hören!
    (Man hört sich ein, der Sven hat sich bei den meisten Sachen was dabei gedacht).
  2. Kopfhörer verwenden!
    (Für die Stereo-Effekte wichtig und auch zum "darunterhören" unabdingbar - jeder Zentimeter weg von der Platte nimmt ihr einen Teil ihrer Gesamtaussage.
  3. Der Sven hat hier wirklich ganze und gute Arbeit geleistet.
    (Der Rest ist einfach Geschmackssache).