2016-04-13 'puddle' introduction speech/press text by christiane wanken m.a. at kunstmuseum gelsenkirchen
 


Mit dem Video Puddle (2014, PAL, sound, 3'00" (loop)) von Sven Piayda leitet das Kunstmuseum Gelsenkirchen seine neue Reihe Gästezimmer ein. Auf dem Museumsvorplatz, gegenüberliegend der Alten Villa findet sich ein kleiner, nur 2,5 m2 großer Raum, der dem Museum zwar angegliedert ist, jedoch die Besonderheit aufweist, nur von außen, das heißt nicht vom Museum direkt zugänglich zu sein. Die einzige Tür ist zugleich das einzige Fenster des Raumes. Damit ist der Raum jederzeit einsehbar und nimmt unmittelbar Bezug zum urbanen Außenraum auf.


Ausgehend von dieser Situation beginnt diese neue Reihe des Museums mit einem Video, das sich auf dieses urbane Umfeld einlässt. Im Video des Mülheimer Künstlers, der 1977 in Gelsenkirchen geboren wurde, sieht man eine Pfütze, in die nach wie vor Regen tröpfelt. Diese befindet sich offensichtlich im städtischen Raum: Füße laufen durch sie hindurch, andere Füße schreiten an ihr vorbei, erzeugen durch ihre Spiegelung ein ganz neues Bild und ein Kind nutzt sie ausgiebig zum Durchkreuzen mit seinem Laufrad. Damit nimmt Puddle unmittelbar Bezug zu dem, was vor dem Museum passiert, was die Besucher, Spaziergänger, Vorbeieilende und Verweilende im Stadtraum erfahren. Das im Loop gezeigte Video macht die Stadt selbst zum Medium der Auseinandersetzung. Ein scheinbar alltägliches Bild – Regen der in eine Pfütze tröpfelt – ermöglicht einen neuen Blick. Wann haben wir uns eine Pfütze genauer angesehen, uns die Zeit genommen? Durch den ungewöhnlichen Bildausschnitt einer Pfütze wird die Stadt verfremdet. Piayda fängt hier ein Bild ein, das die Umgebung wiederspiegelt und gleichzeitig verfremdet, um so neue Blicke zu erzeugen. Die durch Regenfall zufällig entstandene Pfütze wird durch den vom Künstler gewählten Bildausschnitt zur Abstraktion einer alltäglichen Gegebenheit. Dabei geht es ihm auch um die Oberfläche die durchdrungen und damit verändert wird. Die Pfütze ist nicht länger glatte Oberfläche und perfekte Spiegelung, sondern eine immer wieder durchbrochene. Puddle zeigt quasi drei Realitäten – die tatsächliche Handlung im urbanen Umfeld, deren Spiegelung und die gleichzeitige Aufnahme im digitalen Medium, die sie zum abstrakten Gebilde werden lässt. Die gedankliche Spieglung des Wetters erzeugt zudem einen großen Reiz: Das Video ist im Gästezimmer ausschließlich von außen, also in direkter Einwirkung des Wetters zu betrachten. Es könnte also die gleiche Situation entstehen und es regnet oder aber die Sonne scheint, und die Pfütze ist nur eine Erinnerung.
In der Ausstellungssituation dieses speziellen musealen Raumes entwickelt die Pfütze somit eine spezielle Poesie, die den Betrachter aufmerken lässt und einen neuen Bezug zum urbanen Umfeld schafft.

Christiane Wanken M.A.

Kunstmuseum Gelsenkirchen