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Geldscheine liegen auf dem
Tisch. Das Fenster ist offen. Und dann – ein plötzlicher Windstoß! Schicksal?
Eine Batterie klappt auf. Doch nicht alle wissen, was das soll. Sie sind zu jung.
Die Videos von Sven Piayda in der Ausstellung LET’S BUY IT! spielen mit den Gedanken,
Bildern und persönlichen Erinnerungen des Betrachters. Außerdem geht es irgendwie
immer um Geld, selbst wenn es vollkommen unwichtig ist. Wir hatten Besuch vom
Künstler und haben mit ihm über Energie, Gerhard Richter und seine Begegnung mit
einer etwas pikierten Dame gesprochen.
Zu LET’S BUY IT! sehen wir zwei Videos von dir in der Ausstellung. Bei
„a sudden gust of wind“ fliegt Geld umher – in einem eingefrorenen Moment. Was
zeigt uns dieser plötzliche Windhauch? Diese Arbeit habe ich extra
für LET’S BUY IT! angefertigt. Ich wollte die Themen von Geld und Wertigkeit einbinden
in das, was ich normalerweise tue: Medial arbeiten mit Symbolen aus Kunstgeschichte
und Popkultur. Hier geht es ein bisschen um das Prinzip Wie gewonnen, so zerronnen.
Man sieht, wie sich Werte durch eine Laune des Schicksals – zum Beispiel den Windhauch
– verflüchtigen. Der Witz daran ist, dass ich den Moment der Verflüchtigung quasi
eingefroren habe als Schockmoment – aber dennoch im Video fortlaufend.
In deinem
anderen Video geht es um eine Werbung von Duracell zu einer besonders langlebigen
Batterie. Was war für dich an so diesem Alltagsgegenstand so interessant, dass
du ihn zum Teil deiner Kunst machen wolltest? Das Interessante daran
ist, dass man die Referenz nicht versteht, wenn man das Original nicht kennt.
Das Video bezieht sich ja auf einen schon älteren Werbespot von Duracell, der
früher sehr bekannt war. Aber wer von den jüngeren Leuten kennt den heute tatsächlich
noch und versteht damit das Video? Je weniger Erinnerung da ist, desto weniger
wird etwas verstanden. Kunst, Kommunikation und auch Identität bestehen aus Referenzen.
Es ist wie bei der Batterie: Sie wurde als besonders langlebig beworben, aber
trotzdem verliert sie irgendwann ihre Dynamik. Deshalb ist diese eigentlich dösige
Batterie ein interessantes Symbol dafür. Wie wichtig ist Geld in
der Kunst? Zuerst einmal ist Geld wichtig für den Kunstbetrieb. Dann
aber wiederum scheint Geld vollkommen unwichtig für den Künstler. Naja, natürlich
möchte man als Künstler Geld verdienen und davon leben aber es ist ja schon auffällig,
dass 97 Prozent aller Kunststudenten später nicht von ihrem Beruf leben können.
Welchen anderen Job würde man denn schon machen wollen mit dem Wissen, dass man
dabei vermutlich eh nichts verdient!? Aber es gibt trotzdem immer noch genug Künstler!
LET’S
BUY IT! thematisiert auch die Werte, die Bilder durch den Kunstmarkt erhalten,
wie etwa bei Gerhard Richter… Gerhard Richter hat eine Karriere gemacht,
die Einem von Millionen gelingt. Ich frage mich oft: Wie ist es zu erklären, warum
manche etwas verkaufen und andere nicht? Das ist nicht logisch! Der Kunstbetrieb
folgt nicht immer wirklichen Qualitätskriterien. Andererseits muss man aber auch
sagen, dass fast jeder, der einen großen Namen hat, auch etwas dafür getan und
es sich erarbeitet hat. LET’S BUY IT! finde ich übrigens dahin gehend kuratorisch
herausragend. Vom 14. Jahrhundert bis heute diese Eigenheiten des Kunstmarkts
crossmedial zu thematisieren, ist große Klasse. Auch, dass man nicht nur Picasso
oder Beuys reinholt, sondern auch junge Kunst – wie mich. Du
bist ja nicht nur Fotograf und Videokünstler, sondern auch Soundkünstler und arbeitest
auch als DJ – welche Klänge faszinieren dich am meisten? Als
bildender Künstler bearbeite ich Sound unter ähnlichen Aspekten wie Videos. Ich
mag dabei Sounds, die sich mit der Realität auseinandersetzen. So habe ich zu
Beispiel schon mal mit der Schaltsekunde gearbeitet oder auch Songs gestreckt
und gestaucht. Die Komposition ist dann zwar eliminiert aber es ist mir dann nicht
wichtig, dass es am Ende gut klingt, sondern, dass nur noch ein bestimmter Sound
da ist.
Zum Schluss:
Erzähl doch mal von deiner Unterredung mit der gut gekleideten Dame während der
Eröffnung von LET’S BUY IT! Ach ja, das! Es war unheimlich voll auf
der Eröffnung und ich hatte als Künstler einen reservierten Platz. Da sagte ich
aus Spaß etwas lauter: „Ist das wirklich so ein großes Ding hier?“ und eine Dame
vor mir drehte sich herum und antwortete deutlich: „Das ist die Sammlung Ludwig.
Das IST etwas Großes.“ Also sagte ich ein wenig launisch: „Ach so. Wissen Sie,
ich zeige meine Werke überall, wo man mich lässt.” Sie hat sich danach nicht noch
einmal umgedreht und ich glaube, sie hat den Witz nicht so ganz verstanden. Ich
weiß aber natürlich, wo ich bin und weiß das auch sehr zu schätzen. Aber man ist
ja nicht in der Kirche! Sven Piayda wurde 1977 in Gelsenkirchen geboren.
Von 1998 bis 2003 studierte er Gestaltungstechnik an der Universität Essen. Seit
2001 stellt er regelmäßig in den Bereichen Videokunst, Fotografie und Klangkunst
aus. 2006 begann er eine Lehrtätigkeit für Bildbearbeitung, digitale 3D-Gestaltung
und Audiovision. Hier geht es zu seiner Homepage www.svenpiayda.com.
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