claudia relota
songs in conflict
maisonette sunset, day at the sea, drop the pilot und mine
 
 

Wer weiß noch als Metallica sich daran versucht haben, ihre bekannten Hits von einem Orchester einspielen zu lassen? Gitarrenriffs auf Streicherinstrumente zu übertragen, hat dabei aber leider nur zu wenig funktioniert, weil sich Powercord-Quintparallelen auf Streichern gespielt grauenhaft anhören. Mal abgesehen davon, dass sie in der klassischen Harmonielehre "verboten" sind. Svens Übertragung eines Streicherarrangements, bzw. -klangs auf Gitarren, war da schon eine weit aus bessere Idee.

Zunächst klanglich befremdlich wandeln sich beim weiterhören die streicherarrangierten Gitarren in eine schöne, melodische Melodie. Mit einer "Basedrum" und "Hihat"-Nachahmung im beinah Stakkatoanschlag aus der "Maschine" und der Geschichte eines gebrochenen jungen Mannes, bilden sie den Anfang einer wahren Symphony.

Maisonette driftet ab und zu in atonale Läufe und es bilden sich Verschiebungen im Rhythmus, kaum bemerkt ohne mehrmaliges hören. Unerwartet löst sich die Schwere der Gitarren in ein dreifaches Akustikgitarrenarrangement, wo nun auch endlich der Gesang seinen richtigen Platz an der Oberfläche der Soundabmischung findet. In der Neufassung von Maisonette zu Maisonette Sunset wird die klassische Komponente des Stücks durch die Streichernachahmung in den Gitarren nun im Orgelsound wieder aufgegriffen und moduliert. Wohl auch ein Grund, warum Sven gerade diesen Track mit Maisonette verband. Kaum begonnen, findet man sich aber wieder in der maschinell-technischen Wirklichkeit dieses Jahrhunderts, in dem der Song sein Ende in einer langen, ausleiernden Langsamkeit findet. Heutzutage kann man eine solch präzise Modulierung von Tönen nur programmieren. (Wenn man mal überlegt, dass es so etwas in vorherigen Jahrhunderten nie gegeben hat... ebenso wie die Photographie und der Film neue Sehoptionen der Welt hervorbrachten, bringt der PC zuhause auch neue Sound- und Höroptionen.) Im Hintergrund bemerkt man still und leise wieder die Gitarren mit ihrer schönen Melodie vom Beginn, und alles endet in einem Sonneuntergang, den man hört. A modern Symphony.

Ich liebe diesen Anfang von A Day at the Sea, wenn Sven singt: (gehauchtes uh) the sky pretends to touch heavenīs ends…ein Song wie für Sven gemacht, nicht nur für seine Stimme, sondern auch für seine Gitarrenspieloptionen. Nach meinem Geschmack hätte der Song keine weitere Modulierung zum Schluss gebraucht... but i know these guys canīt stop playing their Susis ...forgiven.

Drop the Pilot hat einen guten Refrain. Bei diesem Stück bemerkt man wieder eine teilweise Disharmonie der Gitarren, besonders der Lead-Riff ist mir zu unmelodisch. Doch was hier auffällt, ist Svens Stärke, Refrains zu komponieren und von Strophen zu unterscheiden. Wer selbst komponiert, weiß um dieses schwierige Verhältnis.

Mine hat eine unharmonische Gesangsmelodie in den Strophen. Svens Melodien sind manchmal wie Skizzen zu einem Bild... leise, interpretierbar, unverständlich, verwischt, mehrfach gezeichnet und unvollendet. Ich muss mich anstrengen, um mir vorzustellen, seine Stimme wäre kräftig genug oder zumindest hervorgebrachter gemischt, dass sie mit den fetten Sounds Stand halten kann. Bei Svens Stücken ist immer irgendwas nicht passend.

Sven komponiert konfliktreich, aber wenn man es so sieht, dass Musik selbst nie Emotion ist, sondern Kunst, verbindet Sven Kunst mit Konflikten und damit die in der Musik unbeschreibbaren Emotionen.