Sven Piayda (*1977, Gelsenkirchen) ist ein konzeptionell-visuell arbeitender Künstler, der Fotografie, Video, Klang sowie computermanipuliertes und - generiertes Bildmaterial verwendet. Er studierte von 1998 bis 2003 Gestaltungstechnik an der Universität Essen. Der reflexive Aspekt bezüglich der genutzten Medien und ihrer manipulativen Technologie spielt eine wichtige Rolle in seinen Arbeiten. So reflektieren seine Videoinstallationen und Fotografien die Möglichkeiten ihrer selbst. Dies dient zum einen als Medienkritik, bei welcher sich die Fotografie von der Realität emanzipiert, zum anderen stellt sie ein Fenster zur Erinnerung und Emotion des Betrachters dar. Digitale Manipulation ist stets (wenn auch oft weniger offensichtlich) Bestandteil von Piaydas Werken, jedoch nicht als Selbstzweck, sondern als Mittel der Produktion und absoluten Kontrolle über ein Bild.
Sven Piayda lebt und arbeitet in Mülheim an der Ruhr und Krefeld.

Trotz der immensen thematischen Spannweite konfrontiert er die Betrachter immer mit der Frage, was Bilder überhaupt zeigen können, wie wichtig oder wie unwichtig das Gezeigte und wie doppelbödig die Zeigepraxis ist, wie man in den Bildraum interveniert, wie der Zeitfluss die Dinge verändert, wie Medien – zum Beispiel die Videokassette oder die Schallplatte – auftauchen und wieder verschwinden. Ob dem Abgebildeten zu trauen ist, das fragt sich Sven Piayda immerfort, und er reicht diese Fragestellung an den Betrachter seiner Werke weiter.
- Carsten Roth, Kunstverein Bochumer Kulturrat

Piaydas Arbeit ist zunächst und in allererster Linie ein Spiel mit dem Material und der Frage danach, was man aus ihm für die Bildkonstruktion gewinnen kann. Letztlich behalten uns so die Inhalte der Bilder in gewisser Weise auf Distanz zu sich, sie wirken merkwürdig kühl und gleichsam objektiviert.
Michael Em Walter, Galerie Tellerand

Das Meer und seine unendliche Weite waren schon immer in vielerlei Hinsicht ein künstlerisches Problem. Die Frage lautet immer wieder: Wie kann man das Meer in all seinen Facetten, in nur einem Bild erfassen? Wie kann man seine gewaltige Größe auf einem räumlich stark begrenzten Platz, auf ein Foto reduzieren?
Dafür gibt es einige konventionelle Möglichkeiten: Viele Künstler verwenden daher das Thema Meer als eine Metapher, um Melancholie, Drama oder Einsamkeit auszudrücken. In solchen Versuchen geht es jedoch immer um das Verhältnis zwischen Mensch und Natur. Somit sind immer ein oder mehrere Menschen zu sehen. Ein anderer Versuch besteht darin, das Meer als Kulisse zu verwenden, für große Seeschlachten, Orkane, Schiffbrüche usw.
Im Bereich der Fotografie sind mir vor allem die Arbeiten zweier Künstler in diesem Zusammenhang bekannt , die sich mit dem Thema Meer beschäftige. In Ihren Werken ist das Meer allein Objekt des Studiums: Fabien Baron (Liquid Light) und Hiroshi Sugimoto (ebenfalls Seascapes).
Sie versuchten, diese weite Unendlichkeit zu erfassen. Machmal geht es dabei um das Gefühl, das man als Betrachter spürt, machmal geht es darum, jede einzelne, noch so kleine Welle zu betrachten. Beide Künstler arbeiten mit analogen Mitteln; sie zeigen auch damit, dass man mit riesigen Kameras und großen Negativen sehr schöne Bilder erschaffen kann.
Sven Piayda dagegen geht das Thema in einer abstrakteren Weise an. Im Zentrum seiner Fotografien steht die Frage: Was genau ist das, was wir als unendlichen Horizont verstehen? Ich habe das Gefühl, dass Sven in seiner Arbeit eine radikale Antwort auf diese Frage liefert. Und die kommt so zustande: Ausgehend von der Idee, dass die Breite des Meeres ein Gefühl in uns erzeugt, ist er davon überzeugt, dass wir dieses auch abstrahieren können.
Er komprimiert einfach diese abstrakte Information in der horizontalen Ebene, reduziert das Bild auf die Breite eines Pixels, und expandiert es dann wieder.
Wenn ich einen Blick auf andere Bilder Piaydas werfe und weiß, dass entweder See oder Himmel nicht gemalt, sondern generiert ist, erkenne ich ein Muster. Meistens erinnere ich mich dann auch an eine spezielle Passage aus Stanislaw Lems Buch “Solaris”. Eines der Themen, mit dem sich dieses Buch beschäftig ist das Meer, diesmal jedoch in einer ganz überraschenden Form, nämlich als eine höhere Intelligenz, die wir geistig nicht erfassen können. Auch hier steht diese unbegreifliche, unendliche Weite im Mittelpunkt der Fragestellung. In Lems Buch wird das Meer als eine Art Künstler dargestellt, ein Künstler, der uns mit seinen Wellen eine Botschaft übermitteln will. Wir können diese Botschaft nur leider nicht begreifen.

- Oscar Ledesma, Ikosaeder Gelerie

The photography of Sven Piayda, although seemingly simple, is full of subtle meaning that reminds us of the need for sacred space.
- Danielle Nordin, GetUnderground Gallery

Alltägliche Szenen. Menschen am Meer. Ein Haus im Schnee. Der Wald. Was ist das Besondere? Sind die Szenen wirklich alltäglich? Vielleicht ist ja alles nur inszeniert - oder in Zeiten der digitalen Fotografie vollkommen verändert. Es ist alles nicht so eindeutig, so durchschaubar, wie es auf den ersten Blick zu sein scheint. Der Betrachter sieht sich mit Motiven konfrontiert, die alltäglich, manchmal geradezu banal anmuten. Aber er weiß nicht, ob er die Realität sieht. Das sollte er auch ausdrücklich in Frage stellen, denn Fotografien bilden niemals die Realität ab. Sie zeigen uns immer nur einen begrenzten Ausschnitt, immer nur das, was der Fotograf uns zeigen möchte. Was geschah bei der Aufnahme hinter ihm, oder neben dem Motiv? Wir sehen nur eine subjektive Wirklichkeit - die des Fotografen. Was macht es also für einen Unterschied, ob diese ohnehin schon subjektive Wirklichkeit zusätzlich noch digital bearbeitet und verändert wurde? Vielleicht könnte man diese Vorgehensweise als "modernen Impressionismus" bezeichnen, denn der Künstler zeigt uns das, was er gesehen hat, oder besser: Er zeigt es uns so, wie er es gerne sehen würde, damit es nach seinem Empfinden "schön" und stimmig ist. Das tut er, indem er die tatsächlich alltäglichen Motive, die nicht inszeniert sind, nachträglich so gestaltet, wie er sie haben möchte. Diese Herangehensweise macht die Bilder von Sven Piayda einzigartig. Es sind keine Schnappschüsse, die jeder im Urlaub, unterwegs oder nebenbei macht, sondern hinter jedem Bild steht die bewusste Entscheidung für oder gegen Details, für oder gegen Bildausschnitte, Farben und Kompositionslinien. Für den Betrachter zwar nicht mehr zu erkennen, aber genau dadurch künstlerisch. Diese Bilder erzählen keine Geschichten, aber sie animieren den Betrachter (vor allem in Kombination mit ihren Titeln) selbst Geschichten zu erfinden, zu denken - dadurch öffnen sie Raum, statt ihn zu verengen. Raum für individuelle Interpretationen: Wir erinnern uns an Orte, an denen wir auch schon einmal waren, an Szenen, die wir auch schon einmal erlebt haben und an Plätze, die wir auch schon einmal besucht haben. So werden wir in die Bilder hineingezogen und stellen eine Verbindung zu ihnen her - trotz aller Subjektivität. Betrachten, fragen, akzeptieren - aber vor allem hinterfragen, die Dinge nicht einfach so glauben, wie sie sich uns präsentieren - ein Stück weit an den Medien zweifeln, an dem, was sie uns zeigen.
- Michaela Best, Libella Proof

Der Alltag auf der Bühne, die die Welt bedeutet.
Sven Piaydas Bilder enthalten eine starke Affinität zu künstlich geschaffenen Orten und Szenerien. Seine Fotografien wirken schlicht, banal und alltäglich, aber er manipuliert, montiert und spielt mit dem Realismus seines Mediums mit dem Blick eines Konstrukteurs. Nichts stört die Komposition, stürzende Linien werden begradigt und störende Elemente entfernt. Ähnlich der Malerei ist das finale Bild durchweg geplant, womit der dokumentarische Anspruch der Fotografie nicht mehr greift.
Selbst die Farbgebung des Bildes ist niemals Zufall, so verweist zum Beispiel ein leichter Rotstich auf die siebziger Jahre oder harte Gradation auf Ansel Adams. Egal ob als Landschaftsbild oder Architekturstudie angelegt, Sven Piaydas Bilder dienen stets als Bühnen für den Betrachter. Der Alltag, der uns so gut bekannt zu sein scheint, wird in seinen Bildern detailliert technisch perfektioniert und löst dennoch ein vertrautes Gefühl in uns aus. Der Betrachter bewegt sich im Bild, weil er sich in den Blick des Fotografen hineinversetzen kann, nur ist es eine längst perfektionierte Wirklichkeit voller narrativer und symbolischer Aufladungen. Der Alltag findet sich in Sven Piaydas Fotografien im einem technisch bearbeiteten hyperrealem Kostüm auf der Bühne, die für uns schon längst die Welt bedeutet, ohne dass er dies zum Thema seiner Motive selbst macht und alles auf der Ebene der Black Box bleibt.
- Claudia Relota, Kunst- und Kulturwissenschaftlerin

Ich mag und benutze die Fotografie als Disziplin, weil sie der Realität so ähnlich sieht, jedoch so wenig mit ihr gemein hat.
- Sven Piayda